Verbesserte Menschen

main-picDokufimprojekt fur Jugendliche im Alter von 16 bis 26 Jahre

Eine Debatte über Cyborgs als Thema für unsere Jugendfilmgruppe?
Warum nicht? Das Thema drängt! 

Bei der Eröffnungsfeier der Fußballweltmeisterschaft im letzten Jahr wurde der erste Ballanstoß von einem querschnittsgelähmten Jugendlichen mit Hilfe eines EXOskelettes ausgeführt. Das amerikanische Militär benutzt diese Anzüge bereits seit Jahren zum Lastentransport. Neil Harbisson reist als von der britischen Regierung anerkannter Cyborg durch die Welt und demonstriert, wie er als Farbenblinder mittels eines Chips am Kopf Farben hören kann. Das Cochlea-Implantant lässt viele Gehörlose wieder hören. Die Methode der Deep Brain Stimulation wird gleichermaßen zur Stärkung von amerikanischen Militärs wie zur Behandlung von Parkinson und Alzheimer erprobt. In Berlin wurde Cyborgs e.V. gegründet, dessen Mitglieder mit Magneten und RFID Chips unter der Haut leben, um ihre menschliche Wahrnehmung zu erweitern.

Noch nie war die Auseinandersetzung so drängend und relevant, ob und wie, bis zu welcher Grenze der menschliche Körper mittels Technik verändert werden kann und darf. Weltweit, aber auch hierzulande gibt es immer mehr Stimmen, die in der Verschmelzung von Mensch und Technik einen „natürlichen“ menschheitsgeschichtlichen Entwicklungsschritt sehen.

Wird unsere Gesellschaft zur Optimierungsgesellschaft, in der die individualisierte Leistungsoptimierung zur Norm wird?

Es werden allerdings auch Stimmen laut, die (regulative) Lösungen für die möglichen sozialen Risikopotentiale dieser Entwicklung fordern: erleben wir auch an diesem Punkt eine digitale Spaltung der Gesellschaft? Wer entscheidet darüber, wer sich verbessern kann, darf und in welchem Umfang? Wie werden Probleme des persönlichen Datenschutzes und Datenmanipulation in diesem Zusammenhang gelöst? Versuchen wir nicht mit technischer Hilfe soziale Probleme zu lösen, zum Beispiel den zunehmenden Leistungsdruck, die Ausgrenzung, derer, die körperlich und mental ihm nicht stand halten wollen oder können? Wie sieht in einem solchen Zusammenhang die Inklusion und Partizipation behinderter Menschen aus? Gilt noch ein (Menschen)Recht auf Unvollkommenheit?

Letztlich geht es im Kern um Fragen des Menschenbildes unserer Gesellschaft, es geht um die politischen und sozialen Dynamiken der technisch vermittelten Entwicklung und darum, sie sichtbar zu machen. Dabei stellen sich in diesem Zusammenhang Machbarkeiten und Wünschbarkeiten aus unterschiedlicher Perspektive der Entwickler, Nutzer und Betroffenen jeweils anders dar. Die Kommunikation und Debatte untereinander kann aber im besten Fall bewirken, dass sich Argumente und Visionen gegenseitig befruchten und darüber auch eine gestaltende Kraft gewinnen. In Zeiten, da durch Werbung und Social Media bereits Jugendlichen der Gedanke der Selbstoptimierung durch das Selftracking über Apps vehement angepriesen und angenommen wird, scheint die Zeit dafür reif.

Die inklusive Jugendfilmgruppe von Löwenkind e.V. hat beschlossen, sich an der öffentlichen Diskussion über eine vermeintlich körperlich-mentale Verbesserung des Menschen mittels Technik zu beteiligen, und zwar mit einem Dokumentarfilmprojekt, das dieses Thema ausführlich, aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Partner ist wie bei allen Filmprojekten die Vitascope Filmgesellschaft.

Die DVD kann kostenfrei über das Kontaktformular bestellt werden.

Das Projekt wurde gefördert von der Jugend- und Familienstiftung Berlin und der Initiative "Noch viel mehr vor" der Aktion Mensch.

 

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