Storywelten hören

Die Graphik zeigt ein Ohr, das den Ausschnitt einer Fantasiewelt mit einem Schloss auf Hügeln, einem Sternenhimmel mit Halbmond und einem fliegenden Drachen wahrnimmt.

gestaltende Möglichkeiten und Audioeinführungen  

als ergänzendes Angebot zu Audiodeskriptionen von Hörserien

ein inklusives Jugendmedienprojekt

Das Projekt Storywelten hören ist mit sehenden und nicht sehenden jungen Menschen theoretisch und in praktischen Übungen der Frage nachgegangen, welche gestalterischen Möglichkeiten es gibt und welche Zusatzangebote geschaffen werden können - zum Beispiel Audioeinführungen in Anlehnung an sogenannte Serienbibeln - , um die sinnstiftenden, bildhaften neuen Erzählräume aktueller Serien inklusiv erlebbar zu machen.

Dramaturgien und Inszenierungsformen von Serien haben sich verändert, sind rasant und ästhetisch außergewöhnlich, oft in mehreren Handlungs- und Zeitebenen in Szene gesetzt. Charakteristisch sind vor allem die bedeutungsvollen und aufwendig gestalteten Erzählräume, die sinnhaft sprachliche und visuelle Anteile verknüpfen und mit symbolischen Bedeutungen anreichern. Eine Möglichkeit der Teilhabe an diesen Formaten ist für blinde und sehbehinderte Menschen dabei nicht nur an die Audiodeskription der entsprechenden Angebote geknüpft, sondern auch an eine Beschreibung, in der die sinnstiftende, sinnliche Atmosphäre des Erzählraumes nacherlebbar wird.

Im Projekt entstand zunächst gemeinsam mit film- und serienbegeisterten jungen Menschen ein inklusiver Gesprächskreis zum thematischen Austausch und Ausprobieren. Es ging nicht nur darum, etwas aus der (Medien) Welt der Sehenden zu vermitteln, sondern auch zu erfahren, wie blinde und sehbehinderte junge Menschen unsere visuell bestimmte Medienkultur erleben. Zunächst wurde in diesem Zusammenhang kritisch bemerkt, dass immer nur von den blinden oder sehbehinderten Menschen gesprochen wird. Eine Differenzierung der Rezeptions-Bedürfnisse anhand von Alter, Geschlecht, Lebenswelt, Weltwissen und Mediennutzung wird nicht herangezogen. Das Projekt wollte einen Anfang machen, sich über diese Fragen auszutauschen und sich gegenseitig zuzuhören.

In vertiefenden Workshops wurden zudem weiterführende Kenntnisse in Filmästhetik  und   Audiodeskription vermittelt. Dabei rückte vor allem ein Aspekt ins Zentrum: eine Audio-Einführung der Inhalte, also erstelltes Zusatzmaterial. Angelehnt ist eine Audio-Einführung an die sogenannten Serienbibeln von Produktionen. Diese beschreiben das Serien-Universum, seine zugrunde liegende Historie und Mythologie, die Schauplätze und Charaktere. Eine solche beschreibende Ergänzung könnte all die Aspekte einer Serie, die nicht ausreichend im Rahmen einer Audiodeskription berücksichtigt sind, blinden und sehbehinderten Rezipienten zur Verfügung stellen.

So könnte - über die Audiodeskription hinaus - eine Ästhetik der Serie  näher vermittelt werden. Zum Beispiel, wenn Schauplätzen einer Handlung quasi eine eigene Rolle zukommt – wie der Landschaft des Niederrheins im Parfum – oder Symbole und Farben genutzt werden, um psychische Befindlichkeiten der Protagonisten zum Ausdruck zu bringen. Im Projekt entstanden erste Übungen von Zusatzbeschreibungen zu Personen, Kulissen oder Landschaften der Serien Jennifer – Sehnsucht nach was Besseres, das Institut sowie Dark.

Ausprobiert wurden auch erste Versuche, mit Hilfe von 3D-Druckmodellen und von haptischen Storyboards Tastmodelle von Teilen einer Storyworld zu schaffen.

Die sehr kreativen Ergebnisse des Projekts sollen ab Herbst 2022 in einem Podcast veröffentlicht werden.

Das Projekt wurde von April 2018 bis Oktober 2019 von der Aktion Mensch gefördert.

Bild des Schriftzuglogos der Aktion Mensch