Blickwinkel

 Von der ersten Idee zu diesem Jugendprojekt bis zur Premiere des Films Blickwinkel dauerte es fast genau ein Jahr lang: 

Ermuntert vom Erfolg unseres ersten Projektfilms „Treppenläufer“ wagten wir uns im letzten Januar an das Vorhaben, das Thema Krankheit, Migration und Behinderung aufzugreifen. Die Reaktionen darauf war immens, sowohl was die Zustimmung anging, als auch was die Zweifel betraf.  Das Vorhaben, diese Themen in einer leichten  Form wie dem Treppenläufer aufzubereiten, erschien Einigen nur schwer möglich. 

Eine ganze Weile hegten wir auch diese Zweifel. Schließlich beschlossen wir, in dem neuen Projekt eine multiperspektivische Darstellung zu wählen, die nacheinander eine Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Somit war es möglich, dass die Jugendlichen auch vor unterschiedlichem persönlichen Hintergrund gemeinsam eine Geschichte entwerfen und trotzdem jeweils aus ihrer eigenen Sicht über ihr Lebensgefühl erzählen konnten, über gemeinsame, aber auch unterschiedliche kulturelle Deutungsmuster von Krankheit und Behinderung. 

Joachim Mühleisen und Sascha Quednau von der Filmfirma Vitascope waren auch wieder bereit, unserem Projekt  ihr kreatives und technisches Know How zur Verfügung zu stellen. Zu unserer großen Freude konnten wir schließlich vier Förderer für eine Unterstützung des Projekts gewinnen: 

Die Medienanstalt Berlin Brandenburg, die Jugend- und Familienstiftung Berlin, das Deutsche Kinderhilfswerk und Fonds Soziokultur. 

Fast alle Jugendlichen des ersten Filmprojekts waren bei der darauffolgenden Stoffentwicklung und den Dreharbeiten wieder mit dabei, zudem  die neuen türkischen Projektmitglieder: insgesamt waren 25 Darsteller und acht Mitarbeiter im Einsatz. Mit der Unterstützung von Freunden, Bekannten und Menschen, die das Projekt einfach gut fanden, schafften wir schließlich in ungefähr 80 Stunden Dreharbeiten den Film aufzunehmen. 

Viel Spaß und Lachen standen dabei wieder im Vordergrund, aber auch einiges an Stress und Leistung wurde allen Beteiligten abverlangt. Wir hatten viel Pech mit dem Wetter und nach 6 Stunden ist ein kalter Regen einfach durch jede Kleidung durchgedrungen. (Hier noch mal vielen Dank dem Schupke, das uns so toll mit Essen, Trinken und Aufwärmmöglichkeiten versorgt hat !!) Aber auch 10 Stunden Konzentration auf die Szenen sind wirklich anstrengend. Ein großes Lob an alle Jugendlichen, dass sie dies auf sich genommen haben, auch wenn es immer mal wieder tote Punkte, mentale Grenzen und kleine Verzweiflungen gab. 

Eine wirklich große Freude und Bereicherung war der ständige, spielerische Austausch der zwei Kulturen. Wie beim ersten Projekt geschah eine Integration eigentlich en passant. Obwohl das Thema ständig im Projekt gegenwärtig war. Angefangen damit, dass es uns trotz Einsatz einer Casting Agentur nicht gelang, einen jungen türkischen Darsteller zu gewinnen, der mit Krankheit  und Behinderung lebt. Die Art der manchmal selbstironischen Darstellung in dieser Situation, die der Film verlangte, war den angesprochenen Jugendlichen nicht möglich. Wir hoffen, dass die Präsentation des Films etwas dazu beitragen kann, Betroffene in dieser Situation weiterhin mehr zu stärken und zu ermuntern! 

Weitere rund 200 Stunden VoiceOverAufnahmen, Schnittarbeiten, Musikauswahl, Untertitel (es wird oft türkisch gesprochen) und Tonnachbearbeitung waren schließlich noch nötig, bevor wir endlich die Einladungen zur Premiere von Blickwinkel versenden konnten! 

Entstanden ist ein leiser, humorvoller Film, der aus mehreren Perspektiven eine Geschichte von einem deutschen und einer türkischen Jugendlichen erzählt, deren Geschwister mit Krankheit und Behinderung leben. Immerhin über eine halbe Spielfilmlänge! 

Der Film steht auf DVD zur Verfügung für Präsentationen in Schulen, Selbsthilfegruppen, Krankenhäusern und Jugendclubs. Auf Anfrage kann dies auch von Teilnehmern des Projekts begleitet werden. 

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